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AutorenbildMatti Geyer

Nicht nur in Paris hat sich Gustave Eiffel verewigt - auch in Berlin, es weiß nur kaum jemand!

Wenn man an Gustave Eiffel denkt, kommt meist der ikonische Eiffelturm in Paris in den Sinn. Weniger bekannt sind jedoch seine Beiträge außerhalb Frankreichs—besonders sein verborgenes Werk im Herzen Berlins: die eindrucksvolle Eisenwendeltreppe in einem Wohnhaus in der Joseph-Haydn-Straße 1 im Berliner Hansaviertel. Während das Gebäude selbst ein Meisterwerk der Architektur des späten 19. Jahrhunderts darstellt, wird die Innentreppe oft Eiffel zugeschrieben und ist ein stilles Zeugnis seines Genies in der preußischen Hauptstadt.



Der historische Kontext: Joseph-Haydn-Straße 1

Das Gebäude in der Joseph-Haydn-Straße 1, erbaut zwischen 1886 und 1887, wurde von den renommierten Berliner Architekten Hermann Ende und Wilhelm Böckmann entworfen. Zu dieser Zeit gehörten sie zu den führenden Architekten Berlins und waren für viele ikonische Bauwerke verantwortlich, darunter Teile des Reichstags und des Hamburger Rathauses. Das Hansaviertel galt als eine der angesehensten Wohngegenden Berlins, gesäumt von prachtvollen Villen und eleganten Stadtpalais. Tragischerweise wurden 90 % der Gebäude im Hansaviertel im Zweiten Weltkrieg zerstört, wodurch die Joseph-Haydn-Straße 1 zu einem der seltenen Überbleibsel aus dieser Zeit wurde.


Trotz der klassizistischen Außenfassade des Gebäudes mit zurückhaltendem neoklassischem Design und dreieckigem Grundriss, zeichnet es sich vor allem durch die eiserne Wendeltreppe im Inneren aus, die viele für ein Werk von Gustave Eiffel halten.


Eiffels Handschrift: Die Eisentreppe

Das Herzstück des Gebäudes ist eine 20 Meter hohe, freitragende Eisentreppe, die sich elegant durch die Stockwerke windet und durch ein Oberlicht mit natürlichem Licht durchflutet wird. Diese Treppe, mit ihrem filigranen und doch robusten Eisengerüst, trägt unverkennbar Eiffels Handschrift—sein Können, industrielle Materialien mit künstlerischer Raffinesse zu kombinieren. Die Leichtigkeit und Eleganz des Eisenwerks erinnern an die Strukturen sowohl des Eiffelturms als auch des inneren Gerüsts der Freiheitsstatue, einem weiteren von Eiffels Projekten.


Obwohl Eiffels direkte Beteiligung an der Treppe umstritten ist, geht man davon aus, dass der Entwurf entweder von ihm in Auftrag gegeben oder stark von seinen ingenieurtechnischen Prinzipien inspiriert wurde. Eiffel revolutionierte die Verwendung von Eisen in der Architektur, indem er es zu einer Kunstform erhob, die ihre strukturelle Integrität bewahrte. Die industrielle Stärke Berlins im späten 19. Jahrhundert ermöglichte es, dass solche Eisenarbeiten lokal produziert werden konnten, wodurch eine Zusammenarbeit zwischen Berliner Architekten und Eiffel machbar wurde.


Das Überleben des Gebäudes und sein kulturelles Erbe

Bemerkenswert ist auch das Überleben des Gebäudes in der Joseph-Haydn-Straße 1 durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. In einem Stadtteil, der fast vollständig dem Erdboden gleichgemacht wurde, blieb das Gebäude—abgesehen vom Dach—weitgehend unversehrt. Heute ist es ein seltenes Relikt einer vergangenen Epoche und steht im Kontrast zur Nachkriegsarchitektur, die das moderne Hansaviertel prägt.


Das Gebäude wurde inzwischen unter Denkmalschutz gestellt, und seine Treppe ist zu einem geheimen Schatz Berlins geworden. Bekannt bei Einheimischen als musealer Geheimtipp, ist die Treppe nicht nur ein funktionales Bauwerk, sondern auch ein künstlerisches Meisterwerk, das in zahlreichen Filmproduktionen zu sehen war. So diente sie als Drehort in „Babylon Berlin“, einer populären deutschen TV-Serie, die das pulsierende Berlin der 1920er Jahre einfängt.


Ein lebendiges Denkmal für kreative Energie

Heute beherbergt das Gebäude mehrere Kreative, von Filmemachern bis hin zu Designern, die die einzigartige Atmosphäre des Bauwerks schätzen. Die Eisentreppe ist auch ein beliebtes Motiv für Fotografen, da ihr kunstvolles Design und die geschwungenen Linien unendlich viele visuelle Inspirationen bieten. Sie erinnert daran, dass selbst im Herzen der Zerstörung einige Überreste von Schönheit und Geschichte überdauern.


Zukünftige Pläne für das Gebäude zielen darauf ab, seinen architektonischen Zauber einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Regelmäßige Treppenaufführungen und Ausstellungen sind in Planung, bei denen Besucher die Magie dieses architektonischen Juwels selbst erleben können. Diese Veranstaltungen sollen nicht nur die künstlerische und historische Bedeutung des Gebäudes feiern, sondern auch den verborgenen Einfluss Gustav Eiffels ehren, dessen Geist in der Struktur noch heute spürbar ist.


Fazit: Berlins verborgener Eiffel

Gustave Eiffels Werk in Berlin, repräsentiert durch die prächtige Eisentreppe in der Joseph-Haydn-Straße 1, bleibt eines der bestgehüteten Geheimnisse der Stadt. Versteckt in einer ruhigen Ecke des modernisierten Hansaviertels, steht diese Treppe als Hommage an seine ingenieurtechnische Brillanz und als verborgenes architektonisches Juwel in der pulsierenden deutschen Hauptstadt. Während der Eiffelturm über Paris thront, bewahrt Berlin diesen subtilen, doch tiefgründigen Beitrag zur Architekturgeschichte.

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