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Warum auf Friedrichs Grab Kartoffeln liegen – und warum er sich Kirschen gewünscht hätte

Autorenbild: Matti GeyerMatti Geyer

Ein Gang durch den Park Sanssouci in Potsdam führt viele Besucher zum Grab Friedrichs des Großen. Auf der schlichten Grabplatte liegen oft Kartoffeln – eine stille Ehrung für den König, der die Knolle in Preußen populär machte. Doch wer sich die kulinarischen Vorlieben des „Alten Fritz“ genauer ansieht, könnte ins Schmunzeln geraten: Friedrich hätte sich wohl viel eher Kirschen als Kartoffeln auf seinem Grab gewünscht.



Die Kartoffel – Pflicht statt Leidenschaft

Die Kartoffel verdankt ihren Einzug in Preußens Küchen weniger der Liebe des Königs zum Geschmack als seiner pragmatischen Fürsorge für das Volk. Mit mehreren sogenannten „Kartoffelbefehlen“ ab 1746 ordnete Friedrich der Große den Anbau der damals noch wenig verbreiteten Knolle an. Er erkannte die Vorzüge der Kartoffel: Sie wuchs auch auf kargen Böden, war nahrhaft und konnte Hungerkrisen abmildern. Dennoch – auf dem königlichen Speiseplan fand die Kartoffel keinen Platz. Für Friedrich war sie eine Speise für seine Untertanen, nicht für den eigenen Gaumen.


Kirschen – eine königliche Leidenschaft

Ganz anders verhielt es sich mit Kirschen. Die roten Früchte waren eine echte Schwäche des Monarchen. In seinen Gärten ließ er unzählige Kirschbäume pflanzen, in den Orangerien von Sanssouci wuchsen die süßen Früchte sogar mitten im Winter. Bis zu drei Taler – mehr als der Monatslohn eines einfachen Arbeiters – zahlte Friedrich für eine einzige Winterkirsche. Seinem Hofmeister gestand er einmal augenzwinkernd, dieser extravagante Genuss könne ihm eine „liederliche Reputation“ einbringen.


Der Spatzenkrieg – Ein Lehrstück über die Natur

Die Liebe zu den Kirschen brachte den König sogar dazu, ein kurioses Experiment in Gang zu setzen. Weil Spatzen sich ebenfalls an den Früchten bedienten, ließ Friedrich die Vögel gnadenlos bejagen – für jeden getöteten Spatz wurden sechs Pfennige gezahlt. Doch der Sieg über die kleinen Diebe hatte unerwünschte Folgen: Ohne die Spatzen breiteten sich Raupen und Insekten massenhaft aus, sodass die Ernte noch stärker litt als zuvor. Erst nachdem die Schäden nicht mehr zu übersehen waren, nahm der König seinen Befehl zurück – und ließ die Spatzen teuer aus anderen Regionen wieder ansiedeln.



Kartoffeln auf dem Grab – Ein Missverständnis?

Dass heute Kartoffeln auf Friedrichs Grab niedergelegt werden, ist eine schöne, aber etwas irreführende Tradition. Sie ehrt den König als fürsorglichen Herrscher, der das Volk vor Hunger bewahren wollte. Doch Friedrich der Große selbst hätte sich vermutlich über ein Körbchen frischer Kirschen oder ein Glas edlen ungarischen Weins viel mehr gefreut. Vielleicht wäre es an der Zeit, dem König nicht nur die Kartoffel zu widmen, sondern ihm mit ein paar glänzend roten Kirschen auf dem Grab einen kleinen kulinarischen Gefallen zu tun – ganz im Sinne seiner lebenslangen Leidenschaft für die süßen Früchte.


Fazit

Friedrich der Große war ein Monarch, der Genuss und Verantwortung auf seine eigene Weise verband. Die Kartoffel mag ein Symbol für seine kluge Politik sein – doch ein paar Kirschen würden den Genießer in ihm ehren. Ein Besuch am Grab mit einer Handvoll Kirschen in der Tasche könnte also ein besonders liebevoller Gruß an den Alten Fritz sein.




 
 
 

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