Eingebettet in den majestätischen Sanssouci Park liegt das Neue Palais, ein Zeugnis preußischer Opulenz und kaiserlicher Größe. Dieses barocke Meisterwerk wurde im späten 18. Jahrhundert unter der Herrschaft Friedrichs des Großen erbaut und strahlt Kraft und Raffinesse aus und dient als Veranstaltungsort für königliche Empfänge und Würdenträgertreffen.
Die rätselhafte Grottenhalle: Eine unerwartete Verbindung zum Kilimandscharo
Eines der faszinierendsten Geheimnisse des Neuen Palais liegt im Grottensaal. Verziert mit leuchtenden Steinen und Muscheln, die die Wände und die Decke schmücken, stiehlt ein besonderer Felsen die Show – ein Lavastein mit der Inschrift: „Spitze des Kilimandscharo 1890“. Wie gelangte ein Stein vom höchsten Gipfel Afrikas in die königliche Residenz Potsdams?
Hans Meyers Kilimandscharo-Expedition: Eine Geschichte imperialer Ambitionen
Im späten 19. Jahrhundert unternahm der Geograph Hans Meyer eine ehrgeizige Expedition zur Eroberung des Kilimandscharo. Sein Ziel: Als erster Europäer den Gipfel erreichen. Am 6. Oktober 1889 triumphierten Meyer und sein Team, indem sie die deutsche Kaiserflagge auf dem Berg hissten und ihn „Kaiser-Wilhelm-Gipfel“ nannten.
Umstrittene Hinterlassenschaften und verborgene Wahrheiten
Meyer benannte lokale Gipfel um und ignorierte dabei die bestehenden Namen des indigenen Chaga-Volkes. Dieser eurozentrische Ansatz spiegelte sich auch in der Geste wider, dem deutschen Kaiser einen Felsen vom Gipfel zu überreichen, der den Kolonialbesitz symbolisierte.
Die enträtselte Wahrheit: Eine Entdeckung und Reflexion
Der Stein, den Hans Meyer vom Kilimandscharo mitbrachte und Kaiser Wilhelm überreichte, fand seinen Platz im Grottensaal, zusammen mit einer Gedenktafel, die ihn als Gipfel des Kilimandscharo bezeichnete.
In den 1980er-Jahren ergaben Untersuchungen, dass die ursprüngliche „Spitze des Kilimandscharo“ nach dem Zweiten Weltkrieg durch einen normalen Stein ersetzt wurde, was darauf hindeutet, dass das Original möglicherweise verlegt oder gestohlen wurde. An seiner Stelle wurde später ein Ersatzstein aus der Sammlung von Hans Meyer aus dem Berliner Zentralanstalt für Geologie eingesetzt. Allerdings stammt dieser Felsen nicht vom Gipfel des Kilimandscharo und seine genaue Lage auf dem Berg ist unbekannt. Es ist sicher, dass es sich nicht um den Gipfel handelt, auch wenn das Schild unten immer noch behauptet, dass es sich um den Gipfel handelt.
Tansanische Unabhängigkeit und Dekolonisierung
Nach dem Ersten Weltkrieg wechselten die Kolonialgebiete ihre Hände und Tansania erlangte 1961 seine Unabhängigkeit. Die Kaiser-Wilhelm-Spitze wurde in „Uhuru“ umbenannt, was die Freiheit symbolisiert und das Ende der Kolonialherrschaft markiert.
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